MFAs in der JVA Bayreuth

Vermutlich jeder von uns war bereits mindestens einmal in seinem Leben in einem Krankenhaus, egal ob (leider) selbst als Patient oder als Besucher, und weiß daher, wie dieses von innen aussieht.

Doch wer war bereits zu Besuch in einem Gefängnis-Krankenhaus…..? Wahrscheinlich nicht so viele…..!?

Den Schülerinnen und Schülern der GMF11b und ihrer Lehrerin Frau Arndt bot sich die Gelegenheit, nicht nur die JVA Bayreuth als Gefängnis von innen sehen zu dürfen, sondern auch das dortige Krankenhaus, was für werdende MFA´s natürlich besonders spannend ist.

Da nicht so viele Besucher auf einmal in die JVA Bayreuth dürfen, mussten wir die Klasse halbieren und Frau Arndt durfte die Führung zwei Mal mitmachen ;-). Begleitet und organisiert wurde der Rundgang von Herrn Fischer, dem JVA-Lehrer. Kompetent und tatkräftig unterstützt wurde er von Herrn Weber, Chef des Gesundheitsbereichs. An dieser Stelle nochmals einen herzlichen Dank an die beiden, für die zwei großartigen und interessanten Führungen.

Anhand zweier Modelle wurde uns zu Beginn der Aufbau der JVA Bayreuth erklärt. Unterschiedliche Häftlingshäuser, mit verschiedenen Sicherheitsstufen, ein großer Sportplatz, Verwaltungsgebäude, Küche, Gärtnerei, Wäscherei, Bäckerei, Werkstätten und eben auch zwei Krankenhäuser gehören unter anderem zu diesem großen Gefängnis-Komplex.
Ja, richtig gelesen, nicht nur ein Krankenhaus, sondern gleich zwei Krankenhäuser. Die JVA Bayreuth ist nämlich das einzige Gefängnis bayernweit, das Häftlinge aufnimmt, welche an Tuberkulose erkrankt sind.

Was ist Tuberkulose?
Tuberkulose (TBC) ist eine chronisch verlaufende Infektionskrankheit, welche durch Bakterien ausgelöst wird und am ehesten die Lunge befällt. Die Krankheit ist meist behandelbar. Unbehandelt kann diese jedoch tödlich enden. In vielen Fällen bricht die Tuberkulose jedoch nicht aus.
Die JVA Bayreuth behandelt ihre TBC-Patienten u.a. mit verschiedenen Antibiotika. Jeder neue Häftling wird geröntgt und so kam es schon des Öfteren vor, dass die Ärzte feststellen mussten, dass der neue Häftling an Tuberkulose leidet, obwohl es ihm gut geht und keinerlei Symptome zeigt. Diese Insassen werden separiert und im speziellen Tuberkulose-Krankenhaus untergebracht. Die Krankheit ist ansteckend, vor allem, wenn es sich bereits um eine „offene“ Tuberkulose handelt. Natürlich wurden alle Sicherheitsvorkehrungen getroffen, unsere Schülerinnen und Schüler waren keiner Gefahr ausgesetzt.

Angrenzend an das TBC-Krankenhaus befindet sich das „normale“ Gefängnis-Krankenhaus, welches wir ebenfalls besichtigen durften. Es ist, neben den Krankenzimmern, u.a. mit einem Hals-Nasen-Ohren-Bereich, einem Bereich für zahnmedizinische Behandlungen, einem Ultraschall, einem Röntgen und einer Physiotherapie ausgestattet. Entweder kommen Fachärzte zum Behandeln in das JVA-Krankenhaus oder die Patienten werden zu den jeweiligen Fachärzten gebracht. Dies wird im Einzelfall entschieden.
Neben den beiden Krankenhäusern gibt es noch die Gefängnis-Ambulanz. Die Ambulanz kann man sich vorstellen, wie eine Notaufnahme, eine Apotheke und eine Hausarztpraxis in einem. Hier werden zum einen akute Fälle, wie z.B. Prellungen, versorgt, aber auch die tägliche Medikamentenausgabe erfolgt hier. Die Krankenpfleger schilderten die skurrilsten Erfahrungsberichte, kein Tag gleicht dem anderen. Leider ist es auch traurig, was Häftlinge alles tun, um an Tabletten bzw. Ersatzdrogen zu kommen. Die Schülerinnen und Schüler der GMF11b wurden zugleich darauf aufmerksam gemacht, wie gefährlich Drogen sind. Ein Großteil der Häftlinge sind inhaftiert wegen oder durch Drogen. Die Medikamente sind daher mehrfach gesichert. Spezielle Medikamente werden in einem Tresor aufbewahrt.

Es blieben keine Fragen offen. Überall wo wir waren, egal ob im Krankenhaus, in der Ambulanz, beim Häftlingsempfang, die Schülerinnen und Schüler der GMF11b konnten jederzeit entweder die abteilungsinternen Mitarbeiter (Ärzte, Krankenpfleger, Justizvollzugsbeamte) interviewen oder unsere beiden Organisatoren Herrn Fischer und Herrn Weber. Dieses Angebot nahmen die Lernenden gerne und rege in Anspruch.

Was ist die erste Anlaufstelle für neue Häftlinge? Was für Kleidung und Erstausstattung bekommen sie? Das alles haben wir in der Kleiderkammer erfahren. Hier tauschen die Neuzugänge ihre private Kleidung gegen blaue einheitliche Anstaltskleidung. Ebenso erhalten sie einen Korb mit notwendigen Utensilien, wie Wechselkleidung, Bettwäsche, Hygieneartikel und Besteck. Erstaunt waren die Schülerinnen und Schüler, dass auch ein Messer unter den Utensilien war. Herr Fischer demonstrierte, dass dieses Messer keinerlei Gefahr darstellt, da es aus einem dünnen, sehr weichen Aluminium besteht, es kann mit einem Finger leicht verbogen werden.

Besonders beeindruckt waren die Schülerinnen und Schüler, als sie Gefängniszellen besichtigen durften. Zuerst standen wir in einer bewohnten Gruppenzelle von sechs Häftlingen. „So wenig Platz für so viele Personen?“, „wie kann man hier nicht durchdrehen?“, „wie steht es da um Privatsphäre?“ oder „warum hängt da draußen Wurst am Gitter?“, waren Fragen seitens der Lernenden, die froh waren, wieder aus der Zelle heraus zu dürfen. Interessant war es auch, eine Isolierzelle zu sehen. In dieser Zelle sind alle Möbel angeschraubt, es gibt keine beweglichen Gegenstände wie Decken oder Kissen. Auch die Anstaltskleidung muss der Insasse ausziehen und bekommt lediglich eine Papierhose. Dies soll verhindern, dass sich der Inhaftierte selbst verletzen kann. In der JVA Bayreuth sind zwar „nur“ Ersttäter inhaftiert, jedoch reichen die Gefängnisstrafen von ein paar Wochen oder Monate bis lebenslänglich.

Die Schülerinnen und Schüler nahmen viele neue Eindrücke und Informationen mit nach Hause. Nach der Besichtigung waren sie sich jedoch sicher, sie möchten niemals als Häftlinge in ein Gefängnis zurückkehren.